Professur des Exzellenzclusters – Straf- und Strafprozessrecht, Internationales und Europäisches Strafrecht, Rechtsvergleichung und Rechtstheorie

Prof. Dr. Christoph Burchard

Die breite Denomination der Mitte 2015 eingerichteten Professur spiegelt ihre ebenso breite Ausrichtung in Forschung und Lehre wider. Die Professur vertritt das deutsche Straf- und Strafprozessrecht einschließlich des Wirtschaftsstrafrechts und des Strafverfassungsrechts ebenso wie die Internationalisierung und Europäisierung der Strafrechtspflege. All dies wird insbesondere vor der Folie der Rechtsvergleichung und der Rechtstheorie reflektiert.

Die clusterprogrammatische Interdisziplinarität der durch die Professur verfolgten Forschung und Lehre zeigt sich in den Brückenschlägen zu anderen juristischen Fachgebieten (wie im generischen, durch den Inhaber der Professur geprägten Begriff des Strafverfassungsrechts offenbar wird), zur Politikwissenschaft und zur politischen Philosophie (wie das Clusterforschungsprojekt zur normativen Offenheit der Völkerstrafrechtspflege verdeutlicht). Die Internationalisierung und Europäisierung der Strafrechtspflege liefert reiches Anschauungsmaterial für die Herausbildung neuer (man denke an die Völkerstrafrechtsordnung) wie auch für die Transformation bestehender normativer Ordnungen (man denke an die justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen, die gerade in Europa zur Verbundstrafrechtspflege mutiert). Diese Prozesse werden im Lichte des grundlegenden Forschungsprogramms des Clusters untersucht, wobei insbesondere im Anschluss an den Forschungsschwerpunkt 3 die inter- wie auch intrajurisdiktionelle Konkurrenz verschiedener normativer Ordnungsvorstellungen in den Blick genommen wird.

Im Hinblick auf das nationale deutsche Strafrecht liegt der Fokus auf den tiefgehenden, häufig international oder europäisch induzierten Wandlungsprozessen der Strafrechtspflege. So wandelt sich etwa das Wirtschaftsstrafrecht zu einem „normalen“ regulatorischen Steuerungsinstrument und brechen die Rationalitäten des Strafverfassungsrechts der (demokratischen) Politisierung des Strafrechts Bahn. Ein weiteres Hauptinteresse gilt der justiziellen Zusammenarbeit in Strafsachen, insbesondere den sich dabei auftuenden Supranationalisierungs- (man denke an die anstehende Errichtung einer Europäischen Staatsanwaltschaft) wie auch Privatisierungsprozessen (man denke an die Angewiesenheit nationaler Strafverfolger auf die Kooperation mit privaten Internetdiensteanbietern). Zu all dem gesellt sich die grundlagentheoretische Fokussierung der Rechtsvergleichung und der Rechtstheorie, die insbesondere auf der wissenschaftstheoretischen Grundlage des epistemologischen Pluralismus betrieben wird.

Die wichtigsten Publikationen dieser Professur des Exzellenzclusters:

Burchard, Christoph: „Strafverfassungsrecht: Vorüberlegungen zu einem Schlüsselbegriff“, in: Tiedemann/Sieber/Satzger/Burchard/Brodowski (eds.), Die Verfassung moderner Strafrechtspflege – Erinnerung an Joachim Vogel, Baden-Baden: Nomos, 2016, pp. 27-61.

Burchard, Christoph: „Commentary on Art. 27 Rome Statute (Irrelevance of official capacity)”; “on Art. 71 Rome Statute (Sanctions for misconduct before the Court)”, in: Triffterer & Ambos (eds.), The Rome Statute of the International Criminal Court – A Commentary, München/Oxford: Beck/Hart, 2016, pp. 1037-1055, pp. 1760-1774.

Burchard, Christoph: „Kommentierung von § 13 StGB (Unterlassen)“, in: Leitner & Rosenau (eds.): Wirtschafts- und Steuerstrafrecht, Baden-Baden: Nomos, 2017, S. 1047-1066.

Burchard, Christoph: „Kommentierung von Vor § 1 IRG (Gesetz über Internationale Rechtshilfe in Strafsachen)“, in: Grützner/Pötz/Kreß (ed.), C.F. Müller, forthcoming 2017, ca. 300 pages.

Burchard, Christoph: “Judicial Dialogue in Light of Comparative Criminal Law and Justice”, in: P. Lobba & T. Mariniello (eds.), Judicial Dialogue on Human Rights: The Practice of International Criminal Tribunals, Brill|Nijhoff, forthcoming 2017.

Die wichtigsten Veranstaltungen dieser Professur des Exzellenzclusters:

AK Europäisches Strafrecht, Co-Initiator and organizer of the first workshop, June 23-24 2016, Frankfurt a.M.; Co-Initiator and organizer of the second workshop, April 27-28 2017, Zurich.

International Lecture Series „Strafrechtspflege zwischen Purismus und Pluralität“, Cluster of Excellence „The Formation of Normative Orders“, Summer Term 2017, Frankfurt a.M., Organizer.

Workshop „Normative Orders of the Digital“, Co-Organizer, first workshop of the research group „Internet und Gesellschaft”, Cluster of Excellence „The Formation of Normative Orders“, July 6-7 2017, Frankfurt a.M.

Workshop on Comparative Constitutional Criminal Justice, Organizer, scheduled for July 10 2017, Frankfurt a.M.

Interdisciplinary Seminar „Nationale Widerstände gegen die Internationalisierung des Strafrechts“, in cooperation with Prof. Dr. Jens Steffek (TU Darmstadt; Principal Investigator of the Cluster of Excellence „The Formation of Normative Orders“), scheduled for winter term 2017/2018.

Aktuelles aus dem Forschungszentrum

News
30.06.2025

Artikel „Ideology and Suffering: What Is Realistic about Critical Theory?“ von Amadeus Ulrich im EJPT erschienen

Der Artikel „Ideology and Suffering: What Is Realistic about Critical Theory?“ von Amadeus Ulrich ist soeben Open Access im European Journal of Political Theory (EJPT) erschienen. Ulrich bringt darin die Perspektive des radikalen Realismus mit der kritischen Theorie Adornos in einen produktiven Dialog.

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News
30.06.2025

Prof. Dr. Franziska Fay mit dem Sibylle Kalkhof-Rose-Universitätspreis 2025 ausgezeichnet

Prof. Dr. Franziska Fay (Juniorprofessorin für Ethnologie mit dem Schwerpunkt Politische Anthropologie Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und ehemalige Postdoktorandin des Forschungszentrums Normative Ordnungen der Goethe-Universität) erhält den Sibylle Kalkhof-Rose-Universitätspreis 2025 in der Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaften.

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25.06.2025 | Onlineartikel

Ideology and Suffering: What Is Realistic about Critical Theory?

Ulrich, Amadeus (2025): Ideology and suffering: What is realistic about critical theory? European Journal of Political Theory, 0(0).  https://doi.org/10.1177/14748851251351782

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News
24.06.2025

Neue Reihe „Vertrauensfragen“ in der Frankfurter Rundschau initiiert von Hendrik Simon

Demokratie lebt vom Streit – wenn er der gemeinsamen Suche nach Lösungen dient. An diesem Miteinander hakt es oft. Die neue FR-Reihe „Vertrauensfragen“ untersucht, initiiert von Hendrik Simon (Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) Standort Frankfurt am Forschungszentrum Normative Ordnungen der Goethe-Universität), woran das liegt und wie wir es besser machen.

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23.06.2025 | Working Paper

Untrustworthy Authorities and Complicit Bankers: Unraveling Monetary Distrust in Argentina

Moreno, Guadalupe (2025): “Untrustworthy Authorities and Complicit Bankers: Unraveling Monetary Distrust in Argentina”. Max Planck Institute for the Study of Societies Discussion Paper 25/3.

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22.05.2025

Hat die deliberative Demokratie im Zeitalter von Oligarchen, Autokraten und Patriarchen eine Zukunft?

Am 3. Juni hält Prof. Simone Chambers einen Vortrag zum Wert von Demokratien und der Zukunft der Staatsform.

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Publikation
19.05.2025 | Sammelband

Klimaethik. Ein Reader

Sparenborg, Lukas; Moellendorf, Darrel (Hrsg.) (2025) : Klimaethik. Ein Reader. Suhrkamp.

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19.05.2025

Was kann eine barocke Tapisserie über koloniale Ikonographie erzählen?

Vortrag von Cécile Fromone am 21. Mai. Die Professorin am Department of the History of Art and Architecture der Harvard University sowie Direktorin der Cooper Gallery am Hutchins Center und Autorin wird über lange vergessene afrikanische Ursprünge der Ikonographie und deren koloniale Dimension referieren.

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05.05.2025

Normative Orders Newsletter 01/25 erschienen

Der Newsletter aus dem Forschungszentrum Normative Ordnungen versammelt mehrmals im Jahr Informationen über aktuelle Veranstaltungen, Berichte, Neuigkeiten und Veröffentlichungen. Lesen Sie hier die erste Ausgabe 2025.

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