19.05.2025

Was kann eine barocke Tapisserie über koloniale Ikonographie erzählen?

Eine tropische Menagerie in einer üppigen Landschaft umgibt fast unmerkliche menschliche Figuren und architektonische Strukturen in den acht Tableaus der Anciennes Indes, einer barocken Tapisserie aus der französischen Königlichen Manufaktur der Gobelins. In ihrem Vortrag „The Discreet Charm of the Old Indies. Kongo, Brazil, and Colonial Fantasy in a French Baroque Tapestry“ im Rahmen der Kantorowicz Lecture, am 21. Mai 2025 um 18.15 Uhr im Casino Gebäude, Raum Cas. 1.812 auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt, untersucht Cécile Fromont die Quellen, Herkunft und Rezeption dieses erfolgreichen Bildprogramms vom 17. Jahrhundert bis heute. Sie beleuchtet dabei die lange vergessenen afrikanischen Ursprünge der Ikonographie und analysiert die koloniale Dimension, die in diesen verführerisch-exotischen Darstellungen eingebettet ist. Ihr Beitrag verknüpft den Entstehungskontext im frühneuzeitlichen atlantischen Raum mit aktuellen Debatten über die Präsentation solcher Werke als historisch und gesellschaftlich aufgeladene Objekte des europäischen Kulturerbes.

Cécile Fromont ist Professorin am Department of the History of Art and Architecture der Harvard University sowie Direktorin der Cooper Gallery am Hutchins Center. Sie ist Autorin mehrerer preisgekrönter Bücher, darunter The Art of Conversion: Christian Visual Culture in the Kingdom of Kongo (2014) und Images on a Mission in Early Modern Kongo and Angola (2022). Sie arbeitet weltweit mit Museen und Institutionen zusammen – zuletzt auf der Architekturbiennale Venedig 2023 – und bringt ihre Expertise in Medien wie Netflix, NPR, PBS, Arte, der New York Times und Le Monde ein.

Die Kantorowicz Lectrure 2025 ist eine Kooperation des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften mit dem Forschungszentrum Normative Ordnungen und dem Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales (IFRA-SHS). Die Veranstaltung ist öffentlich und der Eintritt frei.

Die jährlich stattfindenden Kantorowicz Lectures in Political Language erinnern an Ernst Kantorowicz, der als bedeutender Historiker an der Universität Frankfurt lehrte, bevor er 1934 ins Exil gezwungen wurde. Später wurde er am Institute for Advanced Study in Princeton zu einem der international einflussreichsten Geisteswissenschaftler. Seine Arbeiten zur politischen Theologie, zur Souveränität und zur mittelalterlichen Geschichte sind bis heute wegweisend. Die Vortragsreihe wurde 2011 ins Leben gerufen und widmet sich verschiedenen Dimensionen „politischer Sprache“ im weiten Sinne. Zu den bisherigen Gästen zählen u.a. der Philosoph und Historiker Quentin Skinner, der Literaturwissenschaftler Stephen Greenblatt, der Komponist und Theatermacher Heiner Goebbels sowie 2024 die Historikerin Monika Dommann.

Aktuelles aus dem Forschungszentrum

News
30.06.2025

Artikel „Ideology and Suffering: What Is Realistic about Critical Theory?“ von Amadeus Ulrich im EJPT erschienen

Der Artikel „Ideology and Suffering: What Is Realistic about Critical Theory?“ von Amadeus Ulrich ist soeben Open Access im European Journal of Political Theory (EJPT) erschienen. Ulrich bringt darin die Perspektive des radikalen Realismus mit der kritischen Theorie Adornos in einen produktiven Dialog.

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News
30.06.2025

Prof. Dr. Franziska Fay mit dem Sibylle Kalkhof-Rose-Universitätspreis 2025 ausgezeichnet

Prof. Dr. Franziska Fay (Juniorprofessorin für Ethnologie mit dem Schwerpunkt Politische Anthropologie Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und ehemalige Postdoktorandin des Forschungszentrums Normative Ordnungen der Goethe-Universität) erhält den Sibylle Kalkhof-Rose-Universitätspreis 2025 in der Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaften.

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Publikation
25.06.2025 | Onlineartikel

Ideology and Suffering: What Is Realistic about Critical Theory?

Ulrich, Amadeus (2025): Ideology and suffering: What is realistic about critical theory? European Journal of Political Theory, 0(0).  https://doi.org/10.1177/14748851251351782

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News
24.06.2025

Neue Reihe „Vertrauensfragen“ in der Frankfurter Rundschau initiiert von Hendrik Simon

Demokratie lebt vom Streit – wenn er der gemeinsamen Suche nach Lösungen dient. An diesem Miteinander hakt es oft. Die neue FR-Reihe „Vertrauensfragen“ untersucht, initiiert von Hendrik Simon (Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) Standort Frankfurt am Forschungszentrum Normative Ordnungen der Goethe-Universität), woran das liegt und wie wir es besser machen.

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Publikation
23.06.2025 | Working Paper

Untrustworthy Authorities and Complicit Bankers: Unraveling Monetary Distrust in Argentina

Moreno, Guadalupe (2025): “Untrustworthy Authorities and Complicit Bankers: Unraveling Monetary Distrust in Argentina”. Max Planck Institute for the Study of Societies Discussion Paper 25/3.

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News
22.05.2025

Hat die deliberative Demokratie im Zeitalter von Oligarchen, Autokraten und Patriarchen eine Zukunft?

Am 3. Juni hält Prof. Simone Chambers einen Vortrag zum Wert von Demokratien und der Zukunft der Staatsform.

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Publikation
19.05.2025 | Sammelband

Klimaethik. Ein Reader

Sparenborg, Lukas; Moellendorf, Darrel (Hrsg.) (2025) : Klimaethik. Ein Reader. Suhrkamp.

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News
19.05.2025

Was kann eine barocke Tapisserie über koloniale Ikonographie erzählen?

Vortrag von Cécile Fromone am 21. Mai. Die Professorin am Department of the History of Art and Architecture der Harvard University sowie Direktorin der Cooper Gallery am Hutchins Center und Autorin wird über lange vergessene afrikanische Ursprünge der Ikonographie und deren koloniale Dimension referieren.

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News
05.05.2025

Normative Orders Newsletter 01/25 erschienen

Der Newsletter aus dem Forschungszentrum Normative Ordnungen versammelt mehrmals im Jahr Informationen über aktuelle Veranstaltungen, Berichte, Neuigkeiten und Veröffentlichungen. Lesen Sie hier die erste Ausgabe 2025.

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