Von der ‚Geistig-Moralischen Wende‘ zur Erschöpfung des deutschen Konservatismus

Vortrag von PD Dr. Thomas Biebricher am 15. Mai 2019 in der Reihe Goethe Lectures Offenbach

Nach dem ernüchternden Ergebnis der Union bei der Bundestagswahl und dem gleichzeitigen Einzug der AfD in den Bundestag wurde in den Feuilletons rasch eine akute Krise des christdemokratischen Konservatismus diagnostiziert. Die entsprechende Debatte um die Notwendigkeit einer konservativen Profilschärfung der Union entbrannte erneut im Zuge der Kür des Nachfolgers von Angela Merkel als Parteichefin, als insbesondere die Kontrahenten Spahn und Merz für einen konservativen Richtungswechsel stehen sollten – aber letztendlich bekanntlich der damaligen Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer unterlagen.
Der Vortrag nimmt diese teils mit erheblicher Schärfe geführten Diskussionen zum Anlass, sich eingehender mit der Geschichte des deutschen Konservatismus der jüngeren Vergangenheit zu beschäftigen, um zu klären, inwieweit er sich tatsächlich in einer Krise befindet, worin genau diese gegebenenfalls besteht und wo ihre Ursprünge liegen.
Ausgangspunkt sind einige einleitende Betrachtungen zum Begriff des Konservatismus und der Entwicklung jener politischen Traditionslinie in der deutschen Nachkriegszeit, um dann den Bogen zu schlagen zur sogenannten ‚Geistig-moralischen Wende‘, die von der Regierung Kohl/Genscher zu Beginn der 1980er verkündet wurde – und als geradezu kraftstrotzendes Bekenntnis zu einem konservativen politischen Projekt gedeutet wurde. Doch diese Wende, deren genaue Ausrichtung genauer zu erläutern ist, scheitert weitestgehend, und so kann zugespitzt argumentiert werden, dass die Misere des christdemokratischen Konservatismus eigentlich schon im Moment seines vermeintlichen Zenits beginnt.
Die Geschichte des politischen Konservatismus ist seitdem die Geschichte einer kontinuierlichen Auszehrung, deren Gründe im folgenden Argumentationsschritt erläutert werden. Abschließend skizziert der Vortrag die möglichen Zukunftsaussichten eines derart substanziell erschöpften Konservatismus sowie die entsprechenden Auswirkungen auf die liberale Demokratie in Deutschland insgesamt.

 

Veranstalter:
Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ in Kooperation mit der Stadt Offenbach, Amt für Wirtschaftsförderung und dem Klingspor Museum

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Der Newsletter aus dem Forschungszentrum Normative Ordnungen versammelt mehrmals im Jahr Informationen über aktuelle Veranstaltungen, Berichte, Neuigkeiten und Veröffentlichungen. Lesen Sie hier die erste Ausgabe 2025.

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05.05.2025

„Hitler. Geschichte eines Diktators“ von Sybille Steinbacher erscheint am 15. Mai 2025

Das Buch neue der Historikerin befasst sich mit Hitlers Herkunft, den Wurzeln seines Antisemitismus sowie seinem Aufstieg.

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29.04.2025

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Rassismus in der Polizei hat verschiedene Dimensionen. In der Ringvorlesung „Rassismus in der Polizei – Empirische Befunde, methodische Herangehensweisen und Kontroversen“ werden drei empirische Studien zur Polizeiarbeit vorgestellt.

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22.04.2025 | Lexikoneintrag

Edessa (Fourth Century bc to the Eighth Century ad)

Leppin, Hartmut (2025): "Edessa (Fourth Century bc to the Eighth Century ad)". In: Raja, Rubina (Hrsg.): The Oxford Handbook of the Hellenistic and Roman Near East, Oxford Academic, S. 491-506.

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Zukunft gestalten – Zwischen Klimawandel, Technologie und gesellschaftlicher Verantwortung

Eine neue Vortragsreihe des Forschungszentrums im Rahmen der Ausstellung „Fixing Futures“ über Implikationen des Klimawandels und technologischen Fortschritts.

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