Kantorowicz Lecture in Political Language – Kritik der Wertegemeinschaft
Kantorowicz Lecture in Political Language „Kritik der Wertegemeinschaft oder: Über den Platz der Politik in der politischen Auseinandersetzung“ mit Prof. Dr. Christoph Möllers, LL.M (Chicago) am 27. November 2019
Christoph Möllers ist Inhaber des Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insb. Verfassungsrecht, und Rechtsphilosophie an der Humboldt Universität Berlin. Er ist Träger des Leibniz Preises der DFG 2016.
Der Siegeszug autoritärer politischer Bewegungen lädt politische Gemeinschaften zu normativer Vergewisserung ein. Auf der Suche nach Mitteln der Auseinandersetzung sollen die Bestimmung normativer Gemeinsamkeiten helfen, autoritäre Bewegungen zu definieren, zu kritisieren und politisch abzuwehren. Doch ist dieser Weg, das eigene als materielle normative Gemeinsamkeit, als „Wertegemeinschaft“, zu bestimmen, problematisch. Die politische Auseinandersetzung wird damit auf eine Art Endschlacht zwischen Gut und Böse reduziert und der autoritäre Gegner unbotmäßig aufgewertet. Normativ verengt dies den Raum legitimer Politik. Der Versuch, eine große Konsenskoalition zu bilden, verkehrt sich so in sein Gegenteil: Weil sich viele Positionen ausgeschlossen finden, entsteht mehr Polarisierung. Dies gilt umso mehr, weil Konsens über normative Grundsätze oft nur semantisch funktioniert, also über Begriffe wie Demokratie oder Gleichheit, deren konkrete Bedeutung dann doch wieder umstritten ist.
Gegen die Anrufung der Wertegemeinschaft ist an die liberale Intuition zu erinnern, dass sich politische Gemeinschaften mehr kognitiv, also über gemeinsame Wahrnehmungen, als normativ integrieren. Der politische Diskurs wird deswegen im Regelfall besser auf überdeterminierte normative Argumente verzichten – und letzte Prinzipien nur zur Begrenzung des Diskurses, nicht als Konsensunterstellung verwenden.
Veranstalter:
Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Forschungsverbund „Normative Ordnungen” der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Aktuelles aus dem Forschungszentrum
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Am 4. September 2025 wurde der politische Philosoph und Direktor des Forschungszentrums Normative Ordnungen Prof. Dr. Rainer Forst mit der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet. Mit dieser Ehrung würdigt die Stadt Persönlichkeiten, die durch ihr wissenschaftliches Werk und/oder ihr öffentliches Wirken weit über die Grenzen Frankfurts hinaus Maßstäbe gesetzt haben.
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In ihrem jüngsten Werk begibt sich Lea Ypi auf eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie und verknüpft persönliche Erinnerungen mit den großen politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts. Das Forschungszentrum Normative Ordnungen lädt gemeinsam mit dem Netzwerk FrauenmitFormat, dem Honorarkonsulat der Republik Albanien in Frankfurt am Main und dem Suhrkamp Verlag herzlich zur Vorstellung des neuen Buches von Prof. Dr. Lea Ypi mit anschließender Diskussionsrunde mit Prof. Dr. Lea Ypi, Honorarkonsulin Dr. Jonela Hoxhaj und Prof. Dr. Rainer Forst unter der Moderation von Rebecca C. Schmidt ein.
weitere Infos ›Beyond Myth Busting: How Engagement with Ethical Dilemmas Can Improve Debates and Policymaking on Migration
Schmid, Lukas; Ruhs, Martin; Bauböck, Rainer; Mourão Permoser, Julia (2025): “Beyond Myth Busting: How Engagement with Ethical Dilemmas Can Improve Debates and Policymaking on Migration”. In: Ethics & International Affairs, 39 (1), S. 26-36.
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Schmid, Lukas; Ruhs, Martin; Bauböck Rainer, Mourão Permoser, Julia (Hrsg.) (2025): "Roundtable: Ethical Dilemmas and Migration Policymaking". In: Ethics & International Affairs, 39 (1)
weitere Infos ›Frieden retten! Friedensgutachten 2025
Der Frieden ist auf dem Rückzug: Russlands Krieg in der Ukraine destabilisiert Europa, der Krieg in Gaza stürzt den Nahen Osten in Leid und Gewalt, und im Sudan hat der Konflikt die größte humanitäre Katastrophe der Welt ausgelöst. Zugleich fällt der globale Stabilitätsanker USA aus. Das Friedensgutachten 2025 zeigt, warum Europa selbst für seine Sicherheit und Verteidigung sorgen und zugleich am Ziel des Friedens festhalten muss.
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Der Wissenschaftler erhält die Förderung aus dem Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft für ein Forschungsprojekt zu Ethik und Ästhetik von zeitgenössischen literarischen Migrantenkulturen.
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Frankenberg, Günter; Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg.) (2025): Autoritäre Treiber eines Systemwechsels. Zur Destabilisierung von Institutionen durch die AfD. Campus Verlag.
weitere Infos ›Zukunft gestalten – Ein Rückblick
Im Rahmen der Ausstellung „Fixing Futures. Planetare Zukünfte zwischen Spekulation und Kontrolle“ fand unsere vierteilige Vortragsreihe „Zukunft gestalten – Zwischen Klimawandel, Technologie und gesellschaftlicher Verantwortung“ statt.
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Was können wir aus der 68er-Bewegung für unsere eigene Zeit lernen und wo braucht es vielleicht neue Ideen und Utopien? Diesen Fragen widmete sich die Veranstaltung "Utopie und Aufbruch der 1968er – Was von politischer Rebellion und individueller Selbstbefreiung geblieben ist" am 14. Juli 2025 im Historischen Museum
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