Latenz – Zur Genese des Ästhetischen als historischer Kategorie
Latenz ist ein tentativer Begriff: das in ihr Begriffene drängt sich auf, bevor es begriffen ist. Es liegt auf der Hand, dass Ästhetik dabei eine Rolle spielt: ihr historischer Quellenwert liegt im Freilegen von Latenzen, des sich in Geschichte wandelnden Latenten. Als Relais der in allem und jedem Gesagten akuten, aber unverwirklichten Zukünfte liegt die Wahrheit von Kunst und Literatur in keiner Unbestimmtheit oder Unendlichkeit, sondern unterliegt sie einer historischen Ökonomie der Latenthaltung. Nicht alles ist möglich, latent ist nicht virtuell.
„Der Schriftsteller: er sagt immer mehr und weniger als er denkt. […] Was er schließlich schreibt, entspricht keinem wirklichen Gedanken.“ (Valéry, Tel Quel).
Clov „Es gibt so viele schreckliche Dinge“. Hamm „Nein, nein, es gibt gar nicht mehr so viele.“ (Beckett, Endgame – Adorno, Versuch das Endspiel zu verstehen)