Sprache und Praxis von Religion. Zur normativen Bedeutung religiöser Symbole und Rituale

Symposium und Konferenz

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann und Prof. Dr. Thomas Schmidt

Projektbeschreibung

Die normative Struktur eines Gemeinwesens ist Ausdruck einer kollektiven symbolischen Praxis, umgekehrt findet die normative Struktur einer Gesellschaft ihren Geltungsgrund und die Grundlage ihrer Stabilität in der symbolischen Praxis. Eine Krise des Politischen ist zu verstehen als Resultat und Ausdruck einer Störung in diesem wechselseitigen Bedingungsverhältnis von normativer Struktur und symbolischer Praxis der politischen Gemeinschaft. Gerade eine Theorie des gesellschaftlichen Handelns, die sich am Vernunftideal moralischer Autonomie orientiert, muss zeigen können, dass Normen, die gesellschaftliches Handeln, also kollektive Aktionen und soziale Institutionen, generieren und koordinieren, eine solche moralische Autorität besitzen können. In seinen Forschungen bezieht sich beispielsweise Jürgen Habermas dezidiert auf Émile Durkheims Religionssoziologie, um zu erläutern, dass sozialer Konsens zunächst nicht durch die kognitive Einsicht in die Gültigkeit von Inhalten gestiftet wird, sondern durch eine kollektive Praxis, für die das religiöse Ritual paradigmatisch ist. An diese Forschungsertrage knüpfen wir in unseren Forschungsprojekt systematisch an. Im religiösen Ritual wird durch den gemeinsamen, sprachlich vermittelten Gebrauch von Symbolen eine kollektive Identität hergestellt und erneuert; diese Symbole besitzen aber eine strikt interne Bedeutung innerhalb einer selbstbezüglichen rituellen Praxis. Sie teilen nichts mit oder verweisen nicht auf eine Realität außerhalb des Rituals selbst. Die kollektive Identität, die das religiöse Ritual durch die Verwendung von Symbolen stiftet, unterscheidet sich sowohl von der äußeren Natur oder objektiven Welt als auch von der inneren Natur oder subjektiven Welt. Das religiöse Ritual konstituiert eine intersubjektive soziale Welt durch die Verwendung von Symbolen. Diese Symbole repräsentieren keine natürliche oder übernatürliche Welt jenseits des kollektiven Rituals, weder eine Welt von Gegenstanden, die wir wahrnehmen und manipulieren, noch eine innere Natur von Bedürfnissen, Sinnesreizungen, Erlebnissen, die wir darstellen. Die Symbole des Rituals verweisen auf nichts Anderes als auf die intersubjektive Ebene des kollektiven Handelns, des regelgeleiteten Handelns. Diese ursprüngliche Sozialität, nicht die äußere oder innere Natur des Menschen, ist die vorsprachliche Welt, auf die religiöse Symbole verweisen. Genau aus diesem Grund sind religiöse Symbole Prototypen von Normen, die nur in jener sozialen Welt gelten, die sie selbst hervorbringen und reproduzieren. Es ist ein zentrales Anliegen dieses Projekts, zu überprüfen, ob und auf welche Weise Religionen nicht nur in traditionalen, sondern gerade in pluralen Gesellschaften unter säkularen normativen Verhältnissen solche symbolischen Vermittlungsleistungen erbringen und auf diese Weise einen Beitrag zur Bewältigung gegenwärtiger Krisen sozialer und politischer Integration leisten kann.

Symposium
17-19 März 2020
»Gegenwart der Religion – Zukunft der Philosophie. Überlegungen im Anschluss an das jüngste Werk von Jürgen Habermas«

Konferenz
20.-21. November 2020
„Gegenwart der Religion – Zukunft der Philosophie. Überlegungen im Anschluss an das jüngste Werk von Jürgen Habermas“

Aktuelles aus dem Forschungszentrum

News
04.12.2025

Die Krise der Demokratietheorie aus soziologischer Perspektive

Die Soziologin Jenny Brichzin hat mit ihrem Vortrag „Krise der Demokratietheorie? Eine soziologische Intervention“ unsere Ringvorlesung „Am Scheidepunkt? Zur Zukunft der Demokratietheorie“ eröffnet. Die Soziologin kritisiert, gesellschaftliches Zusammenleben werde in der Demokratietheorie bisher unzureichend thematisiert. Ein Nachbericht

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News
21.11.2025

Freiwillig oder verpflichtend? Wehrdienst, Frieden und demokratische Verantwortung

Nachbericht zu den 58. Römerberggesprächen. Das Thema Wehrpflicht und die Frage, was ein demokratischer Staat von seinen Bürgerinnen und Bürgern verlangen darf, standen im Zentrum der 58. Römerberggespräche "Bedingt einsatzbereit? Wehrdienst und die Pflicht zum Dienst am Staat", die am 15. November in Kooperation mit dem Forschungszentrum Normative Ordnungen im Chagallsaal des Schauspiel Frankfurt stattfanden.

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Publikation
21.11.2025 | Sammelband

Handbook of Leadership. Applied Business Psychology for Managers

Felfe, Jörg; Dick, Rolf van (eds.) (2025): Handbook of Leadership. Applied Business Psychology for Managers. Springer.

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News
13.11.2025

Goethe Lecture Offenbach zu ableistischer Diskriminierung

Regina Schidel hat im Rahmen der Goethe Lectures Offenbach eine Kritik ableistischer Diskriminierung präsentiert. In ihrem Vortrag „Ich kann, also bin ich?“ diskutierte sie praktische Ausprägungen und philosophische Herkünfte von Ableismus.

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Veranstaltung
10.02.2026 | Frankfurt am Main

Satanic Politics. Democracy after Liberalism

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von Michael Rosen (Harvard University) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

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Veranstaltung
04.02.2026 | Frankfurt am Main

Demokratien verteidigen. Zur Aktualität des Gewaltbegriffs bei Camus und Derrida

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von Christine Abbt (Universität St. Gallen) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

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Veranstaltung
29.01.2026 | Frankfurt

Civil Geopolitics and the Dilemmas of the Democratic State

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von David Owen (Universtiy of Southampton) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

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Veranstaltung
14.01.2026 | Frankfurt am Main

Vom Retten der Welt zum Vorbereiten auf den Kollaps: Neuorientierungen in katastrophischen Zeiten

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von Christine Hentschel (Universität Hamburg) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

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Veranstaltung
10.12.2025 | Frankfurt am Main

How Democracy Relies on the Future

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von Jonathan White (LSE) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

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