Professur des Exzellenzclusters – Makroökonomie und Entwicklung

Prof. Dr. Nicola Fuchs-Schündeln

Präferenzen (z.B. Risikoaversion, Altruismus und Fairness) spielen in der Erklärung ökonomischen Verhaltens eine entscheidende Rolle. Gemeinsame Strömungen einiger dieser Präferenzen können durchaus als normative Ordnungen verstanden werden. In den Wirtschaftswissenschaften werden ökonomische Präferenzen typischerweise als konstant angenommen. Erst in jüngster Zeit befasst sich die Forschung vermehrt mit dem Ursprung dieser Präferenzen, z.B. der Frage, ob sie angeboren oder aber anerzogen sind („nature“ vs. „nurture“). 

Die Forschung der Clusterprofessur Makroökonomie und Entwicklung ging der Frage nach, welche Rolle individuelle Erfahrungen in der Vergangenheit bei der Bildung dieser Präferenzen spielen. Dabei konzentrierte sie sich auf Präferenzen bezüglich staatlicher Eingriffe in das wirtschaftliche Leben sowie auf Präferenzen bezüglich des politischen Systems. Werden Präferenzen zur Umverteilung maßgeblich von Erfahrungen mit dem ökonomischen System im eigenen Land geprägt? Steigt die Unterstützung für ein marktwirtschaftliches Wirtschaftssystem, je länger das System etabliert ist? 

In einem jüngeren Forschungsprojekt untersuchte Fuchs-Schündeln die Determinanten der Unterstützung von Demokratie am Beispiel der Staaten Afrikas südlich der Sahara. Eine zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung entwicklungspolitischer Aktivitäten in den Bereichen von Marktwirtschaft und Demokratie ist die Akzeptanz dieser Leitbilder. Die Frage der Determinanten für die Unterstützung der Demokratie ist besonders wichtig für Afrika, da sich viele afrikanische Staaten im Übergang von autoritären zu demokratischen Systemen befinden. Autoritäre Systeme könnten die Präferenzen der Bevölkerung nachhaltig dahingehend geprägt haben, dass ein solcher Führungsstil bevorzugt wird, oder auch den Wunsch nach Demokratie hervorrufen. 

Die Forschung von Fuchs-Schündeln ging den Fragen nach, ob die Unterstützung der Demokratie innerhalb eines Landes wächst, je länger ein demokratisches System im Land etabliert ist, welche Rolle dabei die Qualität des politischen Regimes spielt, und ob das individuelle Alter beim Regimewechsel, und damit die Länge der individuellen Erfahrungen mit einem autokratischen System in der Vergangenheit, die Unterstützung der Demokratie beeinflusst (siehe Projektbericht: „Herausbildung der Präferenzen für Demokratie und Marktwirtschaft in Afrika südlich der Sahara“). Dieses Projekt wurde in der zweiten Laufzeit fortgesetzt.

Darüber hinaus untersuchte Fuchs-Schündeln die Entwicklung der Ungleichheit in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten, die Arbeitsmobilität innerhalb der Europäischen Union, sowie Sprachen als Barrieren der Arbeitsmobilität, und die Gründe für die niedrige Arbeitsproduktivität in Ostdeutschland.

Zu den wichtigsten aus der Arbeit der ersten Laufzeit hervorgehenden Publikationen der Clusterprofessur zählen: 
* Fuchs-Schündeln, Nicola/Schündeln, Matthias (2015): “On the Endogeneity of Political Preferences: Evidence from Individual Experience with Democracy”, Science 347(6226), 1145-1148.
* Fuchs-Schündeln, Nicola/Bartz, Kevin (2012): “The Role of Borders, Languages, and Currencies as Obstacles to Labor Market Integration, in: European Economic Review 56(6), 1148-1163.
* Fuchs-Schündeln, Nicola/Izem, Rima (2012): “Explaining the Low Labor Productivity in East Germany – A Spatial Analysis”, in: Journal of Comparative Economics 40(1), 1-21.
* Fuchs-Schündeln, Nicola/Krueger, Dirk/Sommer, Mathias (2010): ”Inequality Trends for Germany in the Last Two Decades: A Tale of Two Countries”, in: Review of Economic Dynamics 13(1), 103-132.

Außerhalb des Kontexts der Forschungsprojekte der Professur war Prof. Fuchs-Schündeln zudem in 2012 Program Chair der Annual Conference of the Society of Economic Dynamics.

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