Professur des Exzellenzclusters – Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen

Prof. Dr. Susanne Schröter

Der Forschungsschwerpunkt der Cluster-Professur „Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen“ liegt auf Transformationen normativer Ordnungen in der islamisch geprägten Welt sowie in Ländern mit numerisch starken muslimischen Minderheiten. Dabei werden gegenwärtige Entwicklungen in den Bereichen Religion, Kultur und Politik sowohl in diachroner (kolonialer) als auch synchroner (postkolonialer) Perspektive untersucht, Theorie und Empirie eng miteinander verzahnt.

 Methodisch sind ethnographische Verfahren, insbesondere die teilnehmende Beobachtung von besonderer Bedeutung. Die regionalen Schwerpunkte lagen auf Südostasien (Indonesien, Malaysia, Philippinen und Thailand), China, Zentral- und Südasien (Afghanistan, Pakistan, Indien, Iran), auf dem Mittelmeerraum (Türkei, Libanon, Ägypten, Tunesien und Marokko) sowie auf Westeuropa (Deutschland, England, Frankreich und Belgien).

Die Forschungen wurden von der Inhaberin der Professur, wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen und Doktorand/innen durchgeführt, die überwiegend aus den Ländern stammten, in denen die Studien durchgeführt wurden. Durch eine fortlaufende Vortragsreihe sowie internationale Workshops und Konferenzen wurde der Rahmen zusätzlich durch Fallbeispiele aus Afrika sowie weiteren Ländern Asiens erweitert, in denen keine eigenen Daten erhoben wurden.

Dadurch wurde es möglich, Veränderungen normativer Ordnungen in einer globalen Dimension zu erfassen, in der lokale, nationale, regionale und transnationale Aspekte miteinander korrespondieren. Im Verbund mit Kolleg/innen aus anderen Disziplinen des EXNO wurde der Schwerpunkt Post/Säkularismus konstituiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Religion als normbegründende Kraft eine zunehmende Bedeutung zuwächst und dass diese „Rückkehr der Religion“ (Riesebrodt) vorwiegend fundamentalistische oder sogar extremistische Kräfte stärkt.

Die Forschungen des Schwerpunktes wurden auf nationalen und internationalen Tagungen vorgestellt, die in Kooperation mit hessischen Ministerien (Soziales und Integration; Wissenschaft und Kunst), dem hessischen LKA, der Konrad Adenauer-Stiftung sowie dem französischen und dem US-Generalkonsulat standen. Sie führten zu zahlreichen Publikationen, darunter zu zwei Sammelbänden in der Clustereigenen Reihe im Campus Verlag. Im Bereich der Internationalisierung wurden acht Dissertationen ausländischer Doktorand/innen betreut. 2014 wurde das „Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam“ (FFGI) am EXNO gegründet, das die Sichtbarkeit des Forschungsschwerpunkts deutlich erhöhte und den Transfer der wissenschaftlichen Ergebnisse in Politik und Gesellschaft (Third Mission) erleichterte. Mitglieder des FFGI am EXNO wurden seitdem für Vorträge und Beratungen an Schulen und Jugendämtern, von Einrichtungen der Justiz, Verwaltung und Polizei sowie von politischen Parteien angefragt. Frau Prof. Schröter wurden ehrenamtliche Aufgaben in mehreren zivilgesellschaftlichen Einrichtungen, darunter dem Vorstand des Deutschen Orient-Instituts, dem Hessischen Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus (HKE) und dem Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) übertragen.

Die wichtigsten Publikationen dieser Professur des Exzellenzclusters:

Schröter, Susanne: „Islamic feminism. National and transnational dimensions”, in: J. Cesari, (ed.), Islam, gender and democracy, Oxford: Oxford University Press, 2017, pp. 115-138.

Schröter, Susanne: Gott näher sein als seiner eigenen Halsschlagader. Fromme Muslime in Deutschland, Frankfurt: Campus, 2016.

Schröter, Susanne/Christoph Günther/Mariella Ourghi/Nina Wiedl: „Dschihadistische Rechtfertigungsnarrative und mögliche Gegennarrative“, in: HSFK-Report 4/2016, Frankfurt am Main.

Schröter, Susanne: „Die jungen Wilden der Ummah. Heroische Geschlechterkonstruktionen im Jihadismus“, in: Friedensgutachten 2015, Berlin: Lit, 2015, pp. 175-186.

Schröter, Susanne (ed.): Geschlechtergerechtigkeit durch Demokratisierung? Transformationen und Restaurationen von Genderverhältnissen in der islamischen Welt, Bielefeld: Transcript, 2013.

Schröter, Susanne (ed.): Gender and Islam in Southeast Asia. Women’s rights movements, religious resurgence and local traditions, Leiden: Brill, 2013.

Die wichtigsten Veranstaltungen dieser Professur des Exzellenzclusters:

 „Entstehung von islamistischem Terrorismus: Die Rolle rechtsfreier Räume und Parallelgesellschaften“, February 3, 2017, Berlin.

„Muslimische Jugend – zwischen Integration, Abschottung und neuen Wegen“, October 28, 2016, Frankfurt am Main.

„Welcher Islam gehört zu Deutschland?”, April 29, Frankfurt am Main.

„Islamischer Extremismus: Prävention und Deradikalisierung zwischen Anspruch und Wirklichkeit“, July 3, 2015, Frankfurt am Main.

„Salafismus und Jihadismus. Der Traum vom Gottesstaat im 21. Jh.”, November 28, 2014, Frankfurt am Main.

“Islamism versus Post-Islamism? Mapping topographies of Islamic political and cultural practices and discourses“, December 13 – 15, 2013, Frankfurt am Main.

Aktuelles aus dem Forschungszentrum

News
30.06.2025

Artikel „Ideology and Suffering: What Is Realistic about Critical Theory?“ von Amadeus Ulrich im EJPT erschienen

Der Artikel „Ideology and Suffering: What Is Realistic about Critical Theory?“ von Amadeus Ulrich ist soeben Open Access im European Journal of Political Theory (EJPT) erschienen. Ulrich bringt darin die Perspektive des radikalen Realismus mit der kritischen Theorie Adornos in einen produktiven Dialog.

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News
30.06.2025

Prof. Dr. Franziska Fay mit dem Sibylle Kalkhof-Rose-Universitätspreis 2025 ausgezeichnet

Prof. Dr. Franziska Fay (Juniorprofessorin für Ethnologie mit dem Schwerpunkt Politische Anthropologie Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und ehemalige Postdoktorandin des Forschungszentrums Normative Ordnungen der Goethe-Universität) erhält den Sibylle Kalkhof-Rose-Universitätspreis 2025 in der Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaften.

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Publikation
25.06.2025 | Onlineartikel

Ideology and Suffering: What Is Realistic about Critical Theory?

Ulrich, Amadeus (2025): Ideology and suffering: What is realistic about critical theory? European Journal of Political Theory, 0(0).  https://doi.org/10.1177/14748851251351782

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News
24.06.2025

Neue Reihe „Vertrauensfragen“ in der Frankfurter Rundschau initiiert von Hendrik Simon

Demokratie lebt vom Streit – wenn er der gemeinsamen Suche nach Lösungen dient. An diesem Miteinander hakt es oft. Die neue FR-Reihe „Vertrauensfragen“ untersucht, initiiert von Hendrik Simon (Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) Standort Frankfurt am Forschungszentrum Normative Ordnungen der Goethe-Universität), woran das liegt und wie wir es besser machen.

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Publikation
23.06.2025 | Working Paper

Untrustworthy Authorities and Complicit Bankers: Unraveling Monetary Distrust in Argentina

Moreno, Guadalupe (2025): “Untrustworthy Authorities and Complicit Bankers: Unraveling Monetary Distrust in Argentina”. Max Planck Institute for the Study of Societies Discussion Paper 25/3.

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News
22.05.2025

Hat die deliberative Demokratie im Zeitalter von Oligarchen, Autokraten und Patriarchen eine Zukunft?

Am 3. Juni hält Prof. Simone Chambers einen Vortrag zum Wert von Demokratien und der Zukunft der Staatsform.

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Publikation
19.05.2025 | Sammelband

Klimaethik. Ein Reader

Sparenborg, Lukas; Moellendorf, Darrel (Hrsg.) (2025) : Klimaethik. Ein Reader. Suhrkamp.

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News
19.05.2025

Was kann eine barocke Tapisserie über koloniale Ikonographie erzählen?

Vortrag von Cécile Fromone am 21. Mai. Die Professorin am Department of the History of Art and Architecture der Harvard University sowie Direktorin der Cooper Gallery am Hutchins Center und Autorin wird über lange vergessene afrikanische Ursprünge der Ikonographie und deren koloniale Dimension referieren.

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News
05.05.2025

Normative Orders Newsletter 01/25 erschienen

Der Newsletter aus dem Forschungszentrum Normative Ordnungen versammelt mehrmals im Jahr Informationen über aktuelle Veranstaltungen, Berichte, Neuigkeiten und Veröffentlichungen. Lesen Sie hier die erste Ausgabe 2025.

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