Lecture & Film-Archiv

Hier finden Sie alle vergangenen Ausgaben der Veranstaltungsreihe Lecture & Film.

EIN AUGE FÜR DIE WELT – Die Filme von Satyajit Ray


2023 – 2024


Satyajit Ray (1921-1992) war der erste Regisseur aus Indien, der globale Anerkennung fand. Als Graphiker, Musiker, Schriftsteller und Regisseur gleichermaßen begabt, schuf Ray ein Werk, das alle Grenzen überschreitet: Die der Gattungen und Künste ebenso wie die der Kulturen. In der Lecture & Film-Reihe „Ein Auge für die Welt. Das Kino von Satyajit Ray“ gehen Kenner:innen dieses Werks der Frage nach, was Ray im Zeitalter nach der Globalisierung weiterhin wegweisend macht.


Organisiert vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt und dem Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Zusammenarbeit mit ConTrust – Vertrauen im Konflikt.


Kuratiert von Ritika Kaushik, Vinzenz Hediger und Daniel Fairfax


Unterstützt durch die hessische Film- und Medienakademie, Goethe-Universität Frankfurt, den Verein der Freunde und Förderer der Goethe-Universität und die Stiftung zur Förderung der internationalen Beziehungen


Luis Buñuel: Kino am Abgrund der Moderne


2022 – 2023

Luis Buñuel (1900-1983) ist eine Jahrhundertfigur nicht nur des Kinos. Mit UN CHIEN ANDALOU (1928) verlieh er dem Surrealismus sein prägendes Gesicht und dem Kino eine neue Dimension. Wie kein zweiter verstand Buñuel das Kino als Kunst einer revolutionären Einbildungskraft, und wie kein zweiter erkundete er in seinen Filmen die Abgründe der Moderne zwischen utopischer Hoffnung und säkularer Katastrophe.


Die Lecture & Film-Reihe „Luis Buñuel: Kino am Abgrund der Moderne“ wird durchgeführt vom Kino des DFF – Deutsches Filmmuseum & Filminstitut und dem Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität gemeinsam mit dem Forschungsverbund „Normative Ordnungen“, der Forschungsinitiative „ConTrust“ und dem DFG-Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“ (www. konfigurationen-des-films.de) an der Goethe-Universität, in Kooperation mit der hessischen Film- und Medienakademie.


Kuratiert von Daniel Fairfax und Vinzenz Hediger


Zwischen Surrealismus und Subversion: Die Filme von Věra Chytilová


2021 – 2022

Mit ihren surrealistisch inspirierten, anarchischen Filmkunstwerken gab Věra Chytilová dem Kino in den 1960er Jahren ein neues Gesicht. Zusammen mit Milos Forman und Jiri Menzel war sie die Protagonistin der tschechischen Neuen Welle der 1960er Jahre. Anders als Forman und Menzel, die das Land nach der Niederschlagung des Prager Frühlings verließen, blieb Věra Chytilová in der Tschechoslowakei und arbeitete trotz zeitweiligen Berufsverbots beharrlich weiter.


Über fünf Jahrzehnte schuf sie ein Werk, dessen subversive Kraft ungebrochen ist und dessen Formenreichtum in seinen Kontinuitäten und Brüchen es neu zu entdecken gilt. Die „Lecture & Film“-Reihe Zwischen Surrealismus und Subversion: Die Filme von Věra Chytilová präsentiert die wichtigsten Arbeiten von Věra Chytilová mit Einführungen von Spezialist:innen, die Chytilová im Kontext der aktuellen filmwissenschaftlichen Debatte verorten.


Jia Zhangke: Kino der Transformation


2019 – 2021


Von einem zerschundenen Agrarstaat am Ende der Kulturrevolution zur hoch technisierten zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt in knapp vier Jahrzehnten: Wenige Staaten haben sich zuletzt so dramatisch verändert wie die Volksrepublik China.


Die Filme von Jia Zhangke, einem der bedeutendsten chinesischen Regisseure der Gegenwart, sind Seismogramme dieser Transformation. Dem atemberaubenden Tempo des gesellschaftlichen Umbruchs setzen sie einen genauen Blick und einen geduldigen Rhythmus entgegen; auf heroische Zukunftsrhetorik antworten sie mit einem Sinn für die Abbrüche und Abgründe alltäglicher Geschichten. Auf Festivals weltweit ausgezeichnet, zeigen sie zugleich dem Kino als Kunstform neue Möglichkeiten auf.


Durchgeführt vom Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum und dem Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität gemeinsam mit dem Forschungsverbund Normative Ordnungen an der Goethe-Universität und dem DFG-Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“ in Kooperation mit der hessischen Film- und Medienakademie und dem Konfuzius Institut Frankfurt.


Kuratiert von Prof. Dr. Vinzenz Hediger, Betreuung durch Laura Teixeira



Die Erfinderin der Formen. Das Kino von Chantal Akerman

2018 – 2019


Mit Godard wird das Kino historisch, mit Chantal Akerman fängt es neu an: Das Werk der belgischen Regisseurin, Installationskünstlerin und Schriftstellerin Chantal Akerman ist eine ausführliche und vielgestaltige Antwort auf die Frage, was im Kino jenseits der fast durchwegs männlichen Helden-Geschichte von Griffith bis Hitchcock noch möglich ist, als deren Erben die Nouvelle Vague sich verstand.


Akermans Filme wie Jeanne Dielman23 Quai du Commerce1080 BruxellesJe Tu Il ElleD’est oder La captive sind im Kino ohne Vorbild und prägen mit ihren bahnbrechenden feministischen Sichtweisen seit ihrem Erscheinen die Ausdrucksmöglichkeiten des Films. Akermans Ästhetik der Alltagserfahrung, ihr Überschreiten der Genregrenzen zwischen Spielfilm, Dokumentarfilm und Experimentalfilm, ihr Sinn für Dauer und Zeiterfahrung jenseits der Stechuhr-Dramaturgie des herkömmlichen Spielfilms machen sie zu einer Neuerfinderin der Formen des Kinos. Zugleich ist Akerman eine Pionierin der filmischen Installation, die sie in ihren Grundzügen bereits in den 1970er Jahren durchdenkt, mehr als zwei Jahrzehnte, bevor diese Form im Kunstbetrieb dominant wird. Als Tochter von Holocaust-Überlebenden ist Chantal Akerman zudem eine singuläre Zeitzeugin der historischen Brüche und Verwerfungen des 20. Jahrhunderts, und ihre Auseinandersetzung mit jüdischem Leben durchzieht ihre Filme auf vielfältige und subtil reflektierende Weise. Immer wieder umkreist Akermans Schaffen besonders die Beziehung zu ihrer Mutter und die Frage der Familienzugehörigkeit, und wie kaum einer Regisseurin vor ihr gelingt es ihr autobiographisches Material zum Stoff des Kinos zu machen.


Mit diesem bedeutenden Werk befassen sich im Rahmen der „Lecture & Film“-Reihe „Die Erfinderin der Formen. Das Kino von Chantal Akerman“ Weggefährt*innen von Akerman wie Babette Mangolte, Eric de Kuyper und Claire Atherton, Kuratoren wie Tim Griffin und Filmwissenschaftler*innen wie Ivone Margulies, Alisa Lebow, Patricia White und Laliv Melamed.


Tropical Underground: Das brasilianische Cinema Marginal und die Revolution des Kinos


2017 – 2018


Noch neuer als die neue Welle war in der brasilianischen Gegenkultur der 1960er und 1970er Jahre das Cinema Marginal: Eine Explosion des Erfindungsreichtums an der Schnittstelle von Underground und Genrekino, ausgelöst durch die Einmischung der Militärdiktatur ins Kulturleben, verknüpft mit der Tropicalia-Bewegung in der Pop-Musik und zugleich eine visionäre Antwort auf die Globalisierung. Die Lecture & Film-Reihe im Rahmen von „Tropical Underground“ stellt das Cinema Marginal in seine Kontexte.


Schnell wie der Witz – Die Filme von Ernst Lubitsch


2016 – 2017


In Filmen von Ernst Lubitsch ist es im Nu um einen geschehen. Das fängt eigentlich schon mit den Titeln an. Wer nennt seine Filme schon Der BlusenkönigKäsekönig HolländerDie Wohnungsnot oder Der G.m.b.H.-Tenor? – und das sind jetzt auch nur gerade mal vier der Filme von Lubitsch, die verschollen sind. Lubitsch ist schnell. 1915 in Berlin dreht er 11 Filme, 1932 in Hollywood 5, darunter Trouble in Paradise. Lubitsch ist immer schon woanders. Als Asta Nielsen sich beklagt, sie habe in seinem Film gar nicht richtig weinen können, schreibt Lubitsch ihr 1920 offen im Brief: „Sie können es mir immer noch nicht verzeihen, daß ich sie bei einer Großaufnahme, statt 5 nur 2 Meter habe weinen lassen. Aber glauben Sie mir, Ihre Tränen kullerten so echt aus den Augen über die Backen auf die Bluse, daß das Publikum nach 2 Metern vollauf ergriffen war.“ 3 Meter mehr sind für ihn „überflüssig“. „[A]ußerdem waren ihm in seinen Filmen die Türen immer wichtiger als die Menschen“, schreibt Frieda Grafe in „Was Lubitsch berührt. (Schnell wie der Witz)“. Witzig meint etymologisch nicht einfach nur, dass es etwas zu lachen gibt. Gewitzt ist jemand, der wach ist. Der scharf beobachten kann. Einfälle hat. Präzise ist. In der Militärzuckerbäckergarnison der Bergkatze isst der Trompeter im ovalen Rähmchen gerade eine Wurst, als er zum Morgenappell bläst. In vier Hochbetten nebeneinander räkeln sich Soldaten im Nachthemd. Einer klettert müde aus dem Bett, schlurft zum Fenster, schaut hinaus. Und macht es zu. Der Zuckerbäckerkommandant kommt in den Schlafsaal, zwirbelt seinen Schnurrbart und brüllt irgendetwas, das keiner versteht. Das Tempo zieht an. Katzenwäsche. Der Kommandant geht, die Soldaten springen zurück ins Bett. Draußen halten fünf Soldaten einen Plausch. Der Kommandant schleicht sich von hinten an. Seine Frau reisst ein anderes Fenster auf. Erster Zwischentitel (nach vier Minuten): „Ruhe!“


In der Lecture & Film-Reihe entwerfen internationale SpezialistInnen neue Perspektiven auf die Filme von Ernst Lubitsch in Vorträgen in Verbindung mit Filmvorführungen und anschließender Diskussion.


Selbstporträts von anderen: Das Universum von Agnès Varda


2015 – 2016


„Es ist, als würde ich Dein Selbst-Porträt filmen“ sagt Agnès Varda zu Jane Birkin in „Jane B. par Agnès V.“ von 1988. Varda, geboren 1928 in Brüssel, Gründerfigur der „Nouvelle Vague“, Spielfilmregisseurin, Dokumentaristin, Installationskünstlerin und Filmtheoretikerin, ist eine der großen Künstlerpersönlichkeiten der Filmgeschichte, mit einem Werk, das mittlerweile sechs Jahrzehnte umspannt. Der Satz, den sie zu Birkin sagt, lässt sich als Poetik und Programm verstehen. Für Varda, die – zusammen mit Godard, und im Dialog und Widerstreit mit diesem – das intellektuelle Gravitationszentrum der „Nouvelle Vague“ bildete, ist die entscheidende Frage nicht, was Kino ist, sondern was es bedeutet, Kino zu machen – für sie selbst, für andere, und im Zusammenspiel mit anderen. Vardas Kino ist entsprechend offen und erfinderisch, oft autobiographisch und stets geschichtsbewusst, vielgestaltig und immer auf Wanderschaft zwischen den Formen, Formaten und Gattungen.


In der Film & Lecture-Reihe „Selbtsporträts von anderen: Das Universum von Agnès Varda“ entwerfen namhafte internationale Spezialisten eine Kartographie dieses vielschichtigen Werks in Vorträgen in Verbindung mit Filmvorführungen und anschließender Diskussion.

Aktuelles aus dem Forschungszentrum

Veranstaltung
14.07.2025 | Frankfurt

Utopie und Aufbruch der 1968er – Was von politischer Rebellion und individueller Selbstbefreiung geblieben ist

Podiumsdiskussion

Die Diskussionsrunde mit Rainer Langhans, Christa Ritter, die seit 1978 zur Selbsterfahrungsgruppe um Langhans gehört, und dem Sozialphilosophen Martin Saar widmet sich utopischen Vorstellungen, die von der 1968er Bewegung ausgingen, und beleuchtet deren Ideale, Impulse, individuelle und gesellschaftspolitische Nachwirkungen.

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Veranstaltung
10.07.2025 | Frankfurt am Main

Territorial Justice by Lea Ypi

Workshop

Workshop on the new book by Lea Ypi (LSE). With, among others: Andrea Sangiovanni and Ayelet Shachar.

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Veranstaltung
08.07.2025 | Frankfurt am Main

Ein anderer Blick: Die Relevanz von Betroffenenperspektiven auf Polizei und Rassismus

Ringvorlesungen

Vortrag von Leonie Fuchs (NaDiRa / DeZIM-Institut) über empirische Erkenntnisse der Betroffenenperspektiven von Rassismus in der Polizei. Teil der Ringvorlesung „Rassismus in der Polizei“.

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Veranstaltung
01.07.2025 | Brüssel

Europa in einer multipolaren Welt – Wie kann die EU den Herausforderungen gegenüber Großmächten begegnen?

Crisis Talk

Impuls von Prof. Dr. Nicole Deitelhoff mit anschließender Podiumsdiskussion

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News
22.05.2025

Hat die deliberative Demokratie im Zeitalter von Oligarchen, Autokraten und Patriarchen eine Zukunft?

Am 3. Juni hält Prof. Simone Chambers einen Vortrag zum Wert von Demokratien und der Zukunft der Staatsform.

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News
19.05.2025

Was kann eine barocke Tapisserie über koloniale Ikonographie erzählen?

Vortrag von Cécile Fromone am 21. Mai. Die Professorin am Department of the History of Art and Architecture der Harvard University sowie Direktorin der Cooper Gallery am Hutchins Center und Autorin wird über lange vergessene afrikanische Ursprünge der Ikonographie und deren koloniale Dimension referieren.

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News
05.05.2025

Normative Orders Newsletter 01/25 erschienen

Der Newsletter aus dem Forschungszentrum Normative Ordnungen versammelt mehrmals im Jahr Informationen über aktuelle Veranstaltungen, Berichte, Neuigkeiten und Veröffentlichungen. Lesen Sie hier die erste Ausgabe 2025.

weitere Infos ›
News
05.05.2025

„Hitler. Geschichte eines Diktators“ von Sybille Steinbacher erscheint am 15. Mai 2025

Das Buch neue der Historikerin befasst sich mit Hitlers Herkunft, den Wurzeln seines Antisemitismus sowie seinem Aufstieg.

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News
29.04.2025

Öffentliche Ringvorlesung „Rassismus in der Polizei“ beginnt am 13. Mai 2025

Rassismus in der Polizei hat verschiedene Dimensionen. In der Ringvorlesung „Rassismus in der Polizei – Empirische Befunde, methodische Herangehensweisen und Kontroversen“ werden drei empirische Studien zur Polizeiarbeit vorgestellt.

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