01.06.2025
Zeitschriftenartikel

Strafen als Arbeit am Mythos

Abstract

Unter den vielfältigen Wirkungen des Erdbebens von Lissabon im Jahre 1755 jenseits der unzähligen Todesopfer und Zerstörungen befindet sich nicht zuletzt auch die damals in ganz Europa heftig diskutierte Frage nach der Rechtfertigung Gottes angesichts der Übel in der Welt, das Problem der Theodizee. Wie konnte es sein, dass ein gerechter, allmächtiger und allgütiger Gott den Tod so vieler Menschen zuließ, zumal dann, wenn sie gläubige Christen oder sogar noch ohne Sünde waren wie die vielen kleinen Kinder? Solche Fragen insinuieren einen normativen Zusammenhang zwischen dem Erdbebentod eines Menschen und seinem religiösen oder moralischen Lebenswandel. Eine Naturkatastrophe wie ein Erdbeben hat nach dieser Auffassung etwas zu tun mit der moralisch-religiösen Güte oder Verwerflichkeit der Handlungen der Betroffenen. Der Erdbebentod, so lautet die Hypothese, könnte die göttliche Strafe für ein verschuldetes religiös-moralisches Unrecht sein. Erst wenn man diese Hypothese zugrunde legt, wird ein Erdbeben, das überwiegend mehr oder weniger Unschuldige trifft, zum Skandal, zur extremen Herausforderung für eine Theodizee. In der Gegenrichtung bedeutet dies, dass ein verschuldetes Unrecht, mag es durch ein irdisches Gericht gesühnt werden oder nicht, notwendigerweise ein natürliches Übel heraufbeschwört, das den Täter als eine Strafe treffen wird, sei es im Himmel oder auf Erden. 

Aktuelles aus dem Forschungszentrum

News
13.11.2025

Goethe Lecture Offenbach zu ableistischer Diskriminierung

Regina Schidel hat im Rahmen der Goethe Lectures Offenbach eine Kritik ableistischer Diskriminierung präsentiert. In ihrem Vortrag „Ich kann, also bin ich?“ diskutiert sie praktische Ausprägungen und philosophische Herkünfte von Ableismus.

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Veranstaltung
10.02.2026 | Frankfurt am Main

Satanic Politics. Democracy after Liberalism

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von Michael Rosen (Harvard University) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

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Veranstaltung
04.02.2026 | Frankfurt am Main

Demokratien verteidigen. Zur Aktualität des Gewaltbegriffs bei Camus und Derrida

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von Christine Abbt (Universität St. Gallen) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

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Veranstaltung
29.01.2026

Civil Geopolitics and the Dilemmas of the Democratic State

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von David Owen (Universtiy of Southampton) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

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Veranstaltung
14.01.2026 | Frankfurt am Main

Vom Retten der Welt zum Vorbereiten auf den Kollaps: Neuorientierungen in katastrophischen Zeiten

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von Christine Hentschel (Universität Hamburg) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

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Veranstaltung
10.12.2025 | Frankfurt am Main

How Democracy Relies on the Future

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von Jonathan White (LSE) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

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Veranstaltung
26.11.2025 | Frankfurt am Main

Krise der Demokratietheorie? Eine soziologische Intervention

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von Jenni Brichzin (Universität der Bundeswehr München) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

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Veranstaltung
27./28.11.2025 | Frankfurt am Main

Reconsidering Legal Subjectivity In and Through the Anthropocene

Konferenz

Internationale Konferenz organisiert vom Wissenschaftsnetzwerk Recht im Anthropozän (RiA) in Kooperation mit dem Forschungszentrum Normative Ordnungen.

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News
23.10.2025

Vinzenz Hediger wird neuer Direktor der Cinémathèque suisse

Prof. Dr. Vinzenz Hediger wird ab Januar 2026 Direktor der Cinémathèque suisse in Lausanne. Seit 1948 bewahrt, restauriert und fördert die Cinémathèque suisse das schweizerische und internationale Filmerbe. Sie wird von der Internationalen Föderation der Filmarchive (FIAF) als eine der zehn bedeutendsten Kinematheken der Welt anerkannt – aufgrund des Umfangs, der Vielfalt und der Qualität ihrer Sammlungen.

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