23.10.2025

Buchvorstellung von Lea Ypis „Aufrecht – Überleben im Zeitalter der Extreme“ im Rahmen der Frankfurter Buchmesse

Vor vier Jahren schrieb Prof. Dr. Lea Ypi (London School of Economics) mit „Frei – Erwachsenwerden am Ende der Geschichte“ einen Bestseller über ihre Kindheit im poststalinistischen Albanien. In ihrem jüngsten Werk „Aufrecht – Überleben im Zeitalter der Extreme“ begibt sich Lea Ypi nun erneut auf eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie und erforscht das Leben von Leman Ypi, ihrer eigenen Großmutter. Dieses Leben der Leman Ypi ist eng verflochten mit den historischen Umbrüchen und politischen Geschehnissen ihrer Zeit, weswegen es in „Aufrecht“ auch um die Geschichte des Osmanischen Reichs, um die Entstehung der neuen Nationalstaaten auf dem Balkan, um die Türkei, Griechenland und vor allem um Albanien geht, das nach seiner Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1912 in kurzer Zeit die Ausrufung einer Monarchie, faschistische Besatzung und kommunistische Herrschaft erlebte. Und es geht in Ypis Buch angesichts dieser Irrungen und Wirrungen der Geschichte ebenfalls darum, wie man sich in einem solchen Leben voller Extremsituationen seine Würde bewahren kann und wie sich Identität und Zugehörigkeit, Freiheit und Verantwortung unter solchen Umständen denken und gestalten lassen.

Diesen Themen widmete sich dann auch die Podiumsdiskussion am 15. Oktober 2025 mit der Autorin Lea Ypi, Dr. Jonela Hoxhaj (Honorarkonsulin der Republik Albanien) und Prof. Dr. Rainer Forst (Goethe-Universität / Normative Orders), die vom Forschungszentrum „Normative Orders“ gemeinsam mit „FrauenmitFormat“, dem Honorarkonsulat der Republik Albanien in Frankfurt am Main, dem Suhrkamp-Verlag und der Johanna Quandt Young Academy ausgerichtet und von Rebecca C. Schmidt moderiert wurde.

Schon in den Begrüßungen zur Veranstaltung zeigte sich, wie vielfältige Anschlussmöglichkeiten das neue Buch von Lea Ypi bieten kann: Während Prof. Dr. Dr. h.c. Sabine Andresen (Vizepräsidentin der Goethe-Universität) „Aufrecht“ aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive als vielschichtigen generationalen Dialog vorstellte, betonte Rainer Forst die Einheit des philosophischen und literarischen Werkes von Lea Ypi, bevor Astrid v.d. Malsburg (FrauenmitFormat) das Buch als Warnung vor den Schrecken der Diktatur und Plädoyer für Freiheit und Demokratie präsentierte.

In der anschließenden Diskussion des Buches standen dann unter anderem die unterschiedlichen Aufgaben und Möglichkeiten von Literatur und Philosophie, das Aufwachsen und der Umgang mit der eigenen Historie in Albanien sowie die praktischen und philosophischen Probleme der Wahrheitssuche in den Archiven im Mittelpunkt. Auf die abschließende Frage der Moderatorin Rebecca C. Schmidt, wie man heute in Zeiten der Polykrise aufrecht durch das Leben gehen könne, antwortete Ypi mit einem Plädoyer für Hoffnung anstelle von Optimismus.

Aktuelles aus dem Forschungszentrum

News
23.10.2025

Vinzenz Hediger wird neuer Direktor der Cinémathèque suisse

Prof. Dr. Vinzenz Hediger wird ab Januar 2026 Direktor der Cinémathèque suisse in Lausanne. Seit 1948 bewahrt, restauriert und fördert die Cinémathèque suisse das schweizerische und internationale Filmerbe. Sie wird von der Internationalen Föderation der Filmarchive (FIAF) als eine der zehn bedeutendsten Kinematheken der Welt anerkannt – aufgrund des Umfangs, der Vielfalt und der Qualität ihrer Sammlungen.

weitere Infos ›
News
23.10.2025

Buchvorstellung von Lea Ypis „Aufrecht - Überleben im Zeitalter der Extreme“ im Rahmen der Frankfurter Buchmesse

Im Rahmen der Buchvorstellung von Lea Ypis „Aufrecht - Überleben im Zeitalter der Extreme“ wurde am 15. Oktober über Fragen nach Würde, Identität, Freiheit und Verantwortung in Zeiten extremer historischer Veränderungen diskutiert.

weitere Infos ›
Publikation
23.10.2025 | Monographie

Exemplarity in Global Politics

Noyes, Dorothy; Wille, Tobias (2025): Exemplarity in Global Politics. Bristol University Press. (Link)

weitere Infos ›
Veranstaltung
15.11.2025 | Frankfurt am Main

Bedingt einsatzbereit – Wehrdienst und die Pflicht zum Dienst am Staat

Podiumsdiskussion, Vortrag

Ein Gespenst geht wieder um in Deutschland – 2026 kommt der Wehrdienst zurück „Zunächst freiwillig“, wie es heißt. Angesichts der veränderten Sicherheitslage in Europa seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist die Frage nach der "Kriegstüchtigkeit" wieder aktuell – und mit ihr die Frage, was Einzelne für den Staat leisten sollen.

weitere Infos ›
Veranstaltung
06./07.11.2025 | Frankfurt am Main

Kolja Möller - Volk und Elite

Workshop

Workshop zum "Buch Volk und Elite - Eine Gesellschaftstheorie des Populismus" von Kolja Möller

weitere Infos ›
Veranstaltung
31.10.2025/01.11.2025 | Frankfurt am Main

Strafrecht und Kriminalpolitik in den Polykrisen der digitalen Welt

Symposium

Unter der Überschrift „Strafrecht und Kriminalpolitik in den Polykrisen der digitalen Welt“ sollen auf dem XII. Deutsch-Griechischen Strafrechtssymposion die heterogenen Herausforderungen diskutiert werden, mit denen sich das Strafrechtssystem in Zeiten sich häufender und interdependenter Krisen (Klima, Migration) konfrontiert sieht.

weitere Infos ›
Publikation
01.10.2025 | Lexikoneintrag

Moralisieren

Schmelzle, Cord (2025): „Moralisieren“. In: Pollmann, Anna; Möllmann, Christopher: Schlüsselbegriffe gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ein kritisches Vokabular, Wallstein, S. 544–561.

weitere Infos ›
Publikation
01.10.2025 | Sammelband

Dis.Ordering Distribution. Infrastructures, Formats and Practices in the Circulation of Culture.

Storz, Cornelia; Hediger, Vinzenz; Krings, Matthias (eds.) (2025): Dis.Ordering Distribution. Infrastructures, Formats and Practices in the Circulation of Culture. Emerald Publishing.

weitere Infos ›
Veranstaltung
03.11.2025 | Offenbach

Ich kann, also bin ich? Eine Kritik ableistischer Diskriminierung in unserer Gesellschaft

Vortrag

Der Vortrag von Dr. Regina Schidel im Rahmen der Goethe Lectures Offenbach analysiert Ableismus aus philosophischer und sozialtheoretischer Perspektive, und zwar exemplarisch am Fall von Menschen mit kognitiven Einschränkungen/geistiger »Behinderung«. Es werden Ursprünge ableistischen Denkens in der philosophischen Tradition entwickelt, in ihrer gesellschaftlichen Funktionalität untersucht und Möglichkeiten befragt, diese zu überwinden – diese stammen etwa aus kritischer und feministischer Theoriebildung.

weitere Infos ›