Kritiker*innen beschreiben zeitgenössische Filmkultur gerne als „post-kinematografisch“: In einem Prozess der „relocation“ (Casetti) ist Film zu Orten übergegangen, die nicht gänzlich durch das Dispositiv Kino verstanden werden können und stattdessen in einer Vielfalt von sozialen und kulturellen Schauplätzen zirkulieren. Neue Formen der Bewegtbildproduktion abseits des normalen Spielfilms kommen zum Vorschein – von „Amateur“-Videoclips auf YouTube bis zu ästhetisch ambitionierten Serien auf Streaming-Plattformen. Film, besonders in diesen neuen Konfigurationen, funktioniert als eine wichtige Referenz zum Theater, den bildenden Künsten und der Literatur. Der Begriff „Post-Cinema“ bezeichnet dabei gerade auch eine Chance für die Filmtheorie: Er eröffnet eine Perspektive, die über das Narrativ des Verlustes und der Trauer über eine Medienspezifität hinausgeht, die letztlich an das Dispositiv Kino, die indexikalische Natur des fotografischen Bildes und einen zu hinterfragenden Kanon gebunden ist.

Anstatt das Narrativ des vermeintlichen Verlustes der medialen Spezifität erneut zu erzählen, wird das DFG-Graduiertenkolleg 2279 „Konfigurationen des Films“ die Frage adressieren, was nach dem „post-kinematografischen Zustand“ kommt. Wie können wir uns über die ästhetische und vermeintlich ontologische Vormachtstellung der Trias Dispositiv, Index und Kanon in unserem Denken über Film hinaus bewegen? Welche Alternativen gibt es zu den bereits etablierten Dichotomien der Filmwissenschaft, von „theatralisch vs. nicht-theatralisch“ und „künstlerisch vs. nicht-künstlerisch“ zu „kanonisch vs. nicht-kanonisch“ und „Zentrum vs. Randbereich“?

Ziel des Graduiertenkollegs ist es, mit der Ausbildung von exzellenten Nachwuchsforscherinnen einen Beitrag zur Entwicklung von Forschungsansätzen für die nächste Generation der Film- und Medienforschung zu leisten. Das Kolleg bündelt die fachspezifischen Kompetenzen in Frankfurt und bindet Philosophie, Theaterwissenschaft, Musikwissenschaft und Amerikanistik, sowie die Nachbarstandorte Mainz, Marburg, Mannheim und Offenbach ein. Das Kolleg baut auf drei Masterstudiengänge an der Goethe-Universität sowie Kooperationen unter den Antragstellerinnen auf. Es nutzt die Potentiale des Standorts Frankfurt, wo die Universitätsbibliothek und die Deutsche Nationalbibliothek über Literaturbestände von europäischem Rang verfügen und mit dem Deutschen Filminstitut, der Murnau-Stiftung sowie dem Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik bedeutende außeruniversitäre Partner bereitstehen. Internationale Ausstrahlung entwickelt das Kolleg durch seine Kooperation mit der Yale University und der Concordia University.

Sprecher des Graduiertenkollegs ist Prof. Dr. Vinzenz Hediger

Aktuelles aus dem Forschungszentrum

News
21.11.2025

Freiwillig oder verpflichtend? Wehrdienst, Frieden und demokratische Verantwortung

Nachbericht zu den 58. Römerberggesprächen. Das Thema Wehrpflicht und die Frage, was ein demokratischer Staat von seinen Bürgerinnen und Bürgern verlangen darf, standen im Zentrum der 58. Römerberggespräche "Bedingt einsatzbereit? Wehrdienst und die Pflicht zum Dienst am Staat", die am 15. November in Kooperation mit dem Forschungszentrum Normative Ordnungen im Chagallsaal des Schauspiel Frankfurt stattfanden.

weitere Infos ›
Publikation
21.11.2025 | Sammelband

Handbook of Leadership. Applied Business Psychology for Managers

Felfe, Jörg; Dick, Rolf van (eds.) (2025): Handbook of Leadership. Applied Business Psychology for Managers. Springer.

weitere Infos ›
News
13.11.2025

Goethe Lecture Offenbach zu ableistischer Diskriminierung

Regina Schidel hat im Rahmen der Goethe Lectures Offenbach eine Kritik ableistischer Diskriminierung präsentiert. In ihrem Vortrag „Ich kann, also bin ich?“ diskutierte sie praktische Ausprägungen und philosophische Herkünfte von Ableismus.

weitere Infos ›
Veranstaltung
10.02.2026 | Frankfurt am Main

Satanic Politics. Democracy after Liberalism

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von Michael Rosen (Harvard University) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

weitere Infos ›
Veranstaltung
04.02.2026 | Frankfurt am Main

Demokratien verteidigen. Zur Aktualität des Gewaltbegriffs bei Camus und Derrida

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von Christine Abbt (Universität St. Gallen) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

weitere Infos ›
Veranstaltung
29.01.2026

Civil Geopolitics and the Dilemmas of the Democratic State

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von David Owen (Universtiy of Southampton) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

weitere Infos ›
Veranstaltung
14.01.2026 | Frankfurt am Main

Vom Retten der Welt zum Vorbereiten auf den Kollaps: Neuorientierungen in katastrophischen Zeiten

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von Christine Hentschel (Universität Hamburg) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

weitere Infos ›
Veranstaltung
10.12.2025 | Frankfurt am Main

How Democracy Relies on the Future

Ringvorlesungen, Vortrag

Vortrag von Jonathan White (LSE) im Rahmen der Ringvorlesung "Am Scheidepunkt? Zur Krise der Demokratie" im Wintersemester 2025/2026

weitere Infos ›
Veranstaltung
27./28.11.2025 | Frankfurt am Main

Reconsidering Legal Subjectivity In and Through the Anthropocene

Konferenz

Internationale Konferenz organisiert vom Wissenschaftsnetzwerk Recht im Anthropozän (RiA) in Kooperation mit dem Forschungszentrum Normative Ordnungen.

weitere Infos ›