Geistig-moralische Wende: Das Ende des Konservatismus als Regierungsprogramm
Dr. Thomas Biebricher
Laufzeit des Forschungsprojekts: 11/2017 – 12/2019
Ziel des Projektes war eine kritische Aufarbeitung und Durchsicht der Geschichte des deutschen Konservatismus seit der sogenannten ‚Geistig-moralischen Wende‘ der frühen 1980er Jahre, wobei der Konservatismus hier sowohl in seiner politisch organisierten Form wie auch als gesellschaftlich-intellektuelles Milieu untersucht wurde. Die methodische Vorgehensweise bestand in erster Linie in qualitativer Textanalyse unterschiedlicher Genres von wissenschaftlichen Monographien über Zeitungsartikel bis hin zu Reden und Ansprachen der politischen Protagonisten, wobei besonderer Wert darauf gelegt wurde, die beiden genannten Dimensionen des Konservatismus zueinander in Bezug zu setzen, um so einen in sich durchaus heterogenen konservativen Diskurse zu erfassen und zu analysieren. Die zentrale These dieser Längsschnittstudie lautet, dass wir es keineswegs mit einer kurzfristig aus dem Nichts ausbrechenden Krise des Konservatismus zu tun haben, sondern eher mit einem langfristigen Prozess von Erosion, Auszehrung und, letztendlich, Erschöpfung, für den eine Reihe von Faktoren verantwortlich sind. Die aktuelle Verfassung des deutschen Konservatismus, so die zeitdiagnostische These, lässt sich als eine Art substantiell entkernter Prozeduralkonservatismus bezeichnen, was keineswegs ausschließt, dass es auf der Ebende der politischen Repräsentation weiterhin möglich ist, ein gewisses Maß an Zustimmung zu generieren, aber doch die Frage aufwirft, wie lange ein solch entschlackter Konservatismus-als-Pragmatismus rechtspopulistische Tendenzen und Kräfte in Schach halten können wird.
Der Wissenstransfer fand in Form einer Vielzahl von (halb-)öffentlichen Vorträgen statt, beispielsweise bei der Demokratie-Stiftung Saarland oder bei der Deutschen Bundesbank, sowie etwa zehn Zeitungsartikeln/Kommentaren/Interviews in überregionalen Zeitungen, wie etwa der ZEIT, dem Tagesspiegel oder dem Freitag.