Entstehung und Veränderung konstitutioneller Ordnungen im Vergleich

Projektleiter: Prof. Dr. Günter Frankenberg

Das Projekt ließ sich von der Frage leiten, wie konstitutionelle Ordnungen entstehen und sich verändern. Im Zentrum stand die Problematik des konstitutionellen Transfers, insbesondere dessen Bedingungen, Risiken und Nebenwirkungen, die sich bei der Rekontextualisierung verfassungsrechtlicher Normen, Institutionen, Argumente und Praktiken zeigen. Außerdem rückte in der vergleichenden Analyse in den Vordergrund, welche konstitutionellen „items“ sich aus welchen Gründen als transferresistent erwiesen.

Als Ergebnis der Forschungsarbeit kristallisierte sich eine Bifurkation hinsichtlich der Transfer-Eignung heraus: Während eine Vielzahl und Vielfalt konstitutioneller Normen, Institutionen, Doktrinen und Praktiken sich durch Formen des Transfers in die „globale Verfassung“ einstellen ließen, erwiesen sich bestimmte items als transferresistent. Die Gründe hierfür sind in der Wissenschaft bisher kaum untersucht worden und werden im nächsten Forschungsabschnitt im Zentrum stehen. Zu vermuten ist, dass die mangelnde Eignung für die Übertragung historische, kulturelle oder aber politische Gründe haben dürfte, die mit Kontextabhängigkeit und/oder Subversität hinsichtlich des dominanten liberalen Paradigmas des Konstitutionalismus nur unzureichend erklärt sind.

Die Transfer-Theorie wurde im September 2011 in einem Workshop mit internationaler Beteiligung diskutiert. Insbesondere als Ergebnisse dieses Workshops konnten so bestimmte Problembereiche identifiziert werden, die es bei weitergehenden Forschungen zu berücksichtigen gilt: Zum einen wurde gezeigt, dass mehr Aufmerksamkeit auf die „odd details“ zu richten ist, die sich nicht – jedenfalls – nicht zwanglos in eine „global constitution“ einstellen lassen. Außerdem wurden Prozesse der Dekontextualisierung als relevantes Phänomen identifiziert, das nachgehender Untersuchungen bedarf. Schließlich wurde herausgearbeitet, dass in der Verfassungsvergleichung Untersuchungen hinsichtlich der Träger von Transferprozessen fehlen, die das globale Reservoir „beliefern“.

Die Ergebnisse wurden publiziert in dem Band Günter Frankenberg (Hg.) (2013):Order from Transfer. Comparative Constitutional Design and Legal Culture, Cheltenham (UK)/Northampton (MA): E. Elgar Publishing. In diesem Band hat der Projektleiter seine Forschungen in der theoretischen Einleitung „Constitutions as commodities: notes on a theory of transfer“ (1-28) und zum konstitutionellen Experimentalismus im Europa des 19. Jahrhunderts „Constitutional transfers and experiments in the nineteenth century“ (279-305) veröffentlicht.

Aktuelles aus dem Forschungszentrum

News
30.06.2025

Artikel „Ideology and Suffering: What Is Realistic about Critical Theory?“ von Amadeus Ulrich im EJPT erschienen

Der Artikel „Ideology and Suffering: What Is Realistic about Critical Theory?“ von Amadeus Ulrich ist soeben Open Access im European Journal of Political Theory (EJPT) erschienen. Ulrich bringt darin die Perspektive des radikalen Realismus mit der kritischen Theorie Adornos in einen produktiven Dialog.

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News
30.06.2025

Prof. Dr. Franziska Fay mit dem Sibylle Kalkhof-Rose-Universitätspreis 2025 ausgezeichnet

Prof. Dr. Franziska Fay (Juniorprofessorin für Ethnologie mit dem Schwerpunkt Politische Anthropologie Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und ehemalige Postdoktorandin des Forschungszentrums Normative Ordnungen der Goethe-Universität) erhält den Sibylle Kalkhof-Rose-Universitätspreis 2025 in der Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaften.

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Publikation
25.06.2025 | Onlineartikel

Ideology and Suffering: What Is Realistic about Critical Theory?

Ulrich, Amadeus (2025): Ideology and suffering: What is realistic about critical theory? European Journal of Political Theory, 0(0).  https://doi.org/10.1177/14748851251351782

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News
24.06.2025

Neue Reihe „Vertrauensfragen“ in der Frankfurter Rundschau initiiert von Hendrik Simon

Demokratie lebt vom Streit – wenn er der gemeinsamen Suche nach Lösungen dient. An diesem Miteinander hakt es oft. Die neue FR-Reihe „Vertrauensfragen“ untersucht, initiiert von Hendrik Simon (Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) Standort Frankfurt am Forschungszentrum Normative Ordnungen der Goethe-Universität), woran das liegt und wie wir es besser machen.

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Publikation
23.06.2025 | Working Paper

Untrustworthy Authorities and Complicit Bankers: Unraveling Monetary Distrust in Argentina

Moreno, Guadalupe (2025): “Untrustworthy Authorities and Complicit Bankers: Unraveling Monetary Distrust in Argentina”. Max Planck Institute for the Study of Societies Discussion Paper 25/3.

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News
22.05.2025

Hat die deliberative Demokratie im Zeitalter von Oligarchen, Autokraten und Patriarchen eine Zukunft?

Am 3. Juni hält Prof. Simone Chambers einen Vortrag zum Wert von Demokratien und der Zukunft der Staatsform.

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Publikation
19.05.2025 | Sammelband

Klimaethik. Ein Reader

Sparenborg, Lukas; Moellendorf, Darrel (Hrsg.) (2025) : Klimaethik. Ein Reader. Suhrkamp.

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News
19.05.2025

Was kann eine barocke Tapisserie über koloniale Ikonographie erzählen?

Vortrag von Cécile Fromone am 21. Mai. Die Professorin am Department of the History of Art and Architecture der Harvard University sowie Direktorin der Cooper Gallery am Hutchins Center und Autorin wird über lange vergessene afrikanische Ursprünge der Ikonographie und deren koloniale Dimension referieren.

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News
05.05.2025

Normative Orders Newsletter 01/25 erschienen

Der Newsletter aus dem Forschungszentrum Normative Ordnungen versammelt mehrmals im Jahr Informationen über aktuelle Veranstaltungen, Berichte, Neuigkeiten und Veröffentlichungen. Lesen Sie hier die erste Ausgabe 2025.

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