Cancel Culture: Ende der Aufklärung? Ein Plädoyer für politische Urteilskraft
Vortrag von Julian Nida-Rümelin bei den 53. Römerberggesprächen “Keine Diskussion! Öffentlichkeit als Verbotszone” am 17. Juni 2023 im Chagallsaal des Schauspiel Frankfurt.
Um die Öffentlichkeit als Ort der argumentativen Auseinandersetzung ist es derzeit schlecht bestellt. Es scheint in allen Lagern vielfach darum zu gehen, abweichende Meinungen als indiskutabel zu diskreditieren. Was der eigenen Überzeugung zuwider läuft, wird als gefährlich gebrandmarkt und soll aus dem öffentlichen Raum, aus Verlagsprogrammen, Museen oder Lehrplänen verbannt werden, kritisieren die einen. Andere erklären den immer wiederkehrenden Streit als Entwicklungsprozess einer gerechter werdenden Gesellschaft.
Aber wer hat nun recht? Und geht es wirklich darum, was wir noch dürfen? In jedem Fall scheint die Fähigkeit zur empathischen Auseinandersetzung mit den jeweils anderen nicht mehr hoch im Kurs zu stehen. Stattdessen herrscht vielerorts die Arroganz der eigenen Unfehlbarkeit. Und wo öffentlicher Streit eigentlich ausgetragen werden sollte, wird er abgesagt.
Anlass für die Römerberggespräche, danach zu fragen, wie sich Vernunft im öffentlichen Diskurs noch herstellen lassen kann, wenn die Leitplanken immer enger werden. Welche Gründe gibt es, bestimmte Meinungen und Gedanken für nicht mehr diskussionswürdig zu halten, und wann kippt die gute Absicht in ihr selbstgerechtes Gegenteil, in Borniertheit oder gar Ignoranz? Wo bleibt zwischen Wokeness und Cancel-Culture der Raum für ein konstruktives Ringen um die besten Lösungen für die drängenden Probleme der Gegenwart für alle?
News from the research center
Utopie und Aufbruch der 1968er – Was von politischer Rebellion und individueller Selbstbefreiung geblieben ist
Die Diskussionsrunde mit Rainer Langhans, Christa Ritter, die seit 1978 zur Selbsterfahrungsgruppe um Langhans gehört, und dem Sozialphilosophen Martin Saar widmet sich utopischen Vorstellungen, die von der 1968er Bewegung ausgingen, und beleuchtet deren Ideale, Impulse, individuelle und gesellschaftspolitische Nachwirkungen.
more information ›Territorial Justice by Lea Ypi
Workshop on the new book by Lea Ypi (LSE). With, among others: Andrea Sangiovanni and Ayelet Shachar.
more information ›A different view: The relevance of victims' perspectives on policing and racism
Europa in einer multipolaren Welt – Wie kann die EU den Herausforderungen gegenüber Großmächten begegnen?
Impuls von Prof. Dr. Nicole Deitelhoff mit anschließender Podiumsdiskussion
more information ›Does deliberative democracy have a future in the age of oligarchs, autocrats and patriarchs?
On June 3, Prof. Simone Chambers will give a lecture on the value of democracies and the future of the form of government.
more information ›What can a baroque tapestry tell us about colonial iconography?
Lecture by Cécile Fromone on May 21. The professor at the Department of the History of Art and Architecture at Harvard University, director of the Cooper Gallery at the Hutchins Center and author will talk about the long-forgotten African origins of iconography and its colonial dimension.
more information ›Normative Orders Newsletter 01/25 published
The newsletter from Research Centre Normative Orders collects information on current events, reports, news and publications several times a year. Read the first issue 2025 here.
more information ›"Hitler. History of a Dictator" by Sybille Steinbacher will be published on May 15, 2025
The historian's new book deals with Hitler's origins, the roots of his anti-Semitism and his rise to power.
more information ›Public lecture series “Racism in the police” begins on May 13, 2025
Racism in the police has various dimensions. In the lecture series “Racism in the police - empirical findings, methodological approaches and controversies”, three empirical studies on police work will be presented.
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